Wir spüren es alle, es ist zu trocken und die Städte werden zu heiß und weltweite Studien haben uns gezeigt: Es braucht viele Bäume.
Ein Wald braucht rund 400 Jahre, bis es wirklich ein Wald ist und ein eigenes in sich funktionierendes Ökosystem entwickelt hat. Die meisten Waldflächen in Deutschland sind kein funktionierender Wald mehr, da durch Waldwirtschaft zu stark in das Ökosystem eingegriffen wird. Der Baum gilt als Nutzpflanze und wird wie Gemüse in Monokultur angebaut. Es geht um hohen Umsatz durch schnell wachsende Bäume. Weder Tiere noch Pflanzen werden in diese Betrachtung einbezogen. Die Wälder zeigen heute hohe Schädigung mit zum Teil über 70 % auf. Besonders der geringe Niederschlag der letzten Jahre setzt die Monokultur von Fichten und Kiefern besonders unter Druck.
Was ist ein wirklicher Wald?
Regional betrachtet, wäre Deutschland zu über 90 Prozent von Wald bedeckt, der größte Teil davon Buchen- oder Buche-Eichen-Mischwälder.
Solche Wälder zeigen eine langjährige Stabilität und viele Tier- und Pflanzenarten haben sich auf solche dauerhaften Wälder eingestellt. Dabei sind die vielen Tiere und Pflanzen auf besonders alte Bäume angewiesen. In diesen Wäldern wird kein Totholz entfernt, kein Einfluss auf die Entwicklung und Häufigkeit von Baumarten und Pflanzen genommen. Der Wald als ein funktionierendes Ökosystem.
Urwälder Europas
In Europa gelten noch 6,4 % als intakte, natürliche Waldökosysteme. Weltweit stellen sie damit weniger als 3 % der Urwälder. Die weitaus größten Urwälder Europas (über 90 %) befinden sich in der Taiga Nordrusslands (westlich des Urals). Deutschland stellt naturnahe Altwaldflächen für die „Urwälder von morgen“ unter Prozessschutz (zum Beispiel Nationalpark Kellerwald). Der Serrahner Altwald im Nationalpark Müritz ist der wertvollste urwaldähnliche Buchenwald Deutschlands. Der sogenannte „Urwald Sababurg“ in Nordhessen wurde früher als Hutewald, als Weide im Wald, genutzt und gehört zu den kleineren Urwaldgebieten in Deutschland.
Miniwälder nach der Miyawaki-Methode
Kleine Wälder auf kleinster Fläche? Macht das Sinn? Ein Tiny Forest orientiert sich an einer effizienten Aufforstungsmethode, die vom japanischen Botaniker Akira Miyawaki entwickelt wurde. Diese Methode wird auf kleinem Raum (ab 60 m2 ) eingesetzt und ist somit ein Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt, zur Verbesserung der Luftqualität sowie der Wasserspeicherkapazität des Bodens. Sie ist aktuell eine der effizientesten Aufforstungsmethoden und kann auch sehr kleinräumig eingesetzt werden.
Miyawaki-Wälder sind biodiverse Miniaturwälder in der Größe eines Tennisplatzes, die auf urbanen Freiflächen gepflanzt werden. Es entsteht ein Miniökosystem, das die natürliche Vegetation der Umgebung nachbildet.
Durch eine spezielle Bodenvorbereitung sowie dichte Pflanzung von Pflanzengemeinschaften/-gilden sind diese Waldstücke bereits nach 2 bis 3 Jahren autark und nach 10 Jahren so groß wie herkömmlich gepflanzte Wälder nach 100 Jahren. Sie weisen eine bis zu 30-fach höhere Individuendichte und 100-fach höhere Biodiversität als ein forstwirtschaftlich genutzter Wald auf.
Jeder kann mitmachen!
Diese kleinen Wälder können auf urbanen nicht genutzten Liegenschaften in Zusammenarbeit mit den Liegenschaftsämtern der Städte und Gemeinden unter Beteiligung der Bürger, Schulklassen oder Kitagruppen umgesetzt werden und dienen als grünes Klassenzimmer und Ort der Erholung und sind somit viel mehr als nur ein Beitrag zum Klimaschutz.
Wie starten Sie Ihren eigenen Wald?
Sprechen Sie mit Ihrem Ortsbeirat oder mit dem Grünflächenamt Ihrer Stadt: Fragen Sie nach ungenutzten Liegenschaftsflächen, die durch Sie oder einen Verein bepflanzt werden können, und klären Sie, ob die Stadt bereit ist, diesen Miniwald zu bewässern. Gärtnereien und Baumschulen unterstützen Sie bei der Auswahl Ihrer Bäume. Sie werden sehen, wie viele Menschen hier zusammen helfen wollen!
Die Miyawaki-Methode
- Mindestens 25 verschiedene einheimische Arten werden im Gebiet gepflanzt.
- Wachstum von mindestens 1 Meter pro Jahr.
- Nach circa 3 Jahren entsteht ein völlig autarker, natürlicher und einheimischer Wald.
- Bis zu 30-fach höhere Individuendichte als in herkömmlichen Pflanzungen.
- Wesentlich bessere Geräusch- und Staubreduzierung der Umwelt.
- Bis zu 30-fach bessere Kohlendioxidabsorption im Vergleich zu einer Monokulturplantage.
- Es kann komplett auf Kunstdünger verzichtet werden, der neue Wald ernährt sich selbst und unterstützt die lokale Artenvielfalt.
Interessante Links:
https://www.citizens-forests.org
https://tinyforests.de/
https://www.wohllebens-waldakademie.de
https://permakulturblog.de/tiny-forest/
https://www.deutschland-forstet-auf.de/index
https://www.hessen-forst.de/
https://www.wwf.de/wald
Bildnachweis: Pflanzaktion: Wedel im Wandel