Es geht um mehr als um „humanes Kapital“
Die Corona-Pandemie hat uns im Zeitraffer gezeigt, welche Konsequenzen wir erleben, wenn Systeme kippen, die wir dachten beherrschen zu können. Der Faktor „Mensch“ in der Nachhaltigkeitsstrategie entscheidet nicht nur in der Lieferkette, sondern in jedem Bereich der Wertschöpfungskette wie erfolgreich der Umbau eines Unternehmens in Richtung Green Economy ist.
„Unser jetziges Wirtschaftssystem steht auf dem Kopf.
Das Geld ist zum Selbstzweck geworden, statt ein Mittel zu sein für das, was wirklich zählt: ein gutes Leben für alle.“
Christian Felber,
Autor des Buchs „Gemeinwohl-Ökonomie“ und Mitinitiator der Gemeinwohl-Ökonomie-Bewegung
Wenn man das Buch „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ von Yuval Noah Harari liest, stechen zwei Punkte besonders heraus:
- Dort, wo der Homo sapiens auf Land gestoßen war, starben in kurzer Zeit bis zu 60 Prozent der vorhandenen Tierwelt aus.
- Wir ernähren uns seit Tausenden von Jahren von den gleichen 20 Grundnahrungsmitteln, die wir in der Anfangszeit kultiviert haben. Unser Speisezettel hat sich wenig verändert.
Unser Eroberungsdrang und Entdeckergeist haben sich in den letzten Jahrtausenden wenig verändert – aber die Auswirkungen für unsere Lebensumstände. Wo gestern noch ein neues Land zu entdecken war, versuchen wir uns heute in neuen Ablenkungen zu erproben. Und wenn es die private Reise ins All ist. Unser Drang nach dem Neuem ist kaum zu bremsen.
In großen Schritten haben wir seit Beginn der Industrialisierung unser Leben angepasst und die Schere zwischen Arm und Reich ging in den vergangenen Jahren weiter auf. Jeder neunte Mensch auf der Welt hungert, wobei es hier einen gravierenden Unterschied zwischen den Industrienationen und Entwicklungsländern gibt.
Wir erkennen in den reicheren Ländern ungern an, dass Armut und Hunger in anderen Ländern in kausalem Zusammenhang zu unserem Reichtum und Überfluss stehen und sich unser Handeln unmittelbar auf andere Gesellschaften auswirkt.
Über die Hälfte der 17 Nachhaltigkeitsziele zahlt auf das Thema Mensch ein
Auch wenn wir das ökologische Problem am bedrohlichsten erfahren, drehen sich die meisten Ziele der Nachhaltigkeit um den Menschen und wir erkennen hier das Zusammenwirken unserer Entscheidungen über alle Ebenen. Der Mensch ist nicht einfach Kapital oder Ressource, welche wir für Wirtschaftswachstum einsetzen.
Die meisten Erfindungen werden gemacht um Menschen zu nutzen und die gefährlichsten Waffen werden dafür gebaut, andere davon abzuhalten einer Gesellschaft diesen Reichtum wegzunehmen.
Es geht um alle Menschen und alle Auswirkungen
In den westlichen Industrieländern kämpfen wir darum den Bedarf an jungen, gut ausgebildeten Nachwuchskräften zu decken. Lebensthemen und -bedürfnisse wollen in eine Unternehmenskultur integriert werden.
Aber wenn wir genau hinschauen, erkennen wir, dass ein Unternehmenserfolg nicht nur von den sichtbar relevanten Mitarbeitern des Unternehmens abhängt, sondern von allen, die vom Beginn der Wertschöpfungskette bis zum Kunden mit dem Unternehmen in Verbindung sind. Keines der Kettenglieder darf übersehen und keines benachteiligt werden.
Wir Menschen sind nicht das Zentrum dieser Welt
Das klingt ganz schön provokativ. Aber was verändert sich durch diese Aussage?
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- Wir denken und entwickeln mit und für diese Welt mit einem Blick für das Ganze.
- Wir entdecken, dass wir die Interessen von Menschen, Tieren und Pflanzen gleichberechtigt sehen müssen, auch wenn die anderen Mitspieler keine Rechte anmelden.
- Wir schaffen Gleichheit und Gerechtigkeit für jeden Mitwirkenden der Wertschöpfungskette.
- Wir übernehmen Verantwortung für die Konsequenzen unseres Handelns.